Utrecht erhält Lade­sta­tionen, die Autos laden und entladen können

Projekt­be­schrei­bung

Die nieder­län­di­sche Stadt Utrecht erhält demnächst Lade­sta­tionen für Elek­tro­autos, die bei Bedarf die Batte­rien laden aber auch entladen können. Der Vorteil: Bei Ener­gie­eng­pässen kann das E‑Auto Strom ins Netz zurück­führen. Dieses neue Energie- und Mobi­li­täts­system entstand durch eine Zusam­men­ar­beit zwischen We Drive Solar, Siers und Renault. Es soll zur Lösung eines großen Ener­gie­pro­blems beitragen: Der Versor­gung mit nach­hal­tiger Energie in Zeiten der Knapp­heit. „Wir sehen das Auto als Batterie auf Rädern“, erklärt Robin Berg von We Drive Solar. „Der Akku ist so groß, dass man im tägli­chen Gebrauch nur ein Viertel davon benö­tigt. Drei Viertel werden nur bei einer langen Fahrt oder im Urlaub verbraucht.“ Die beiden Koope­ra­ti­ons­partner haben ihre neueste Entwick­lung am Donnerstag in Anwe­sen­heit des Königs vorgestellt.

Effi­zi­enter Speicher

Laut Berg können die drei Viertel der Batterie, die nicht jeden Tag verbraucht werden, effi­zi­enter als Spei­cher genutzt werden. „Sie reichen, um eine ganze Straße mit Strom zu versorgen,“ so Berg. Mit den Entla­de­sta­tionen können die Auto­bat­te­rien also Häuser mit Energie versorgen, wenn keine Wind- oder Sonnen­en­ergie erzeugt werden kann.

Zwar feiern We Drive Solar und Renault mit dem offenen Stan­dard ihre Premiere in Europa, doch steht die Tech­no­logie beispiels­weise in Japan schon länger zur Verfü­gung. „Nach der Kata­strophe von Fuku­shima mussten Autos zur Spei­che­rung von Energie dienen, so dass sie im Falle eines Strom­aus­falles Strom liefern konnten. Wir haben diese Tech­no­logie weiter­ent­wi­ckelt“, so Berg.

Das System wird derzeit bei Carsha­ring-Autos einge­setzt. So erzeugen beispiels­weise in Lombok Solar­mo­dule auf den Schul­dä­chern Energie. Diese wird von örtli­chen E‑Autos, die für eine gemein­schaft­lich Nutzung gedacht sind, zum Aufladen benö­tigt. „Der nächste Schritt ist die Anwen­dung des Systems bei neuen Wohn­pro­jekten“, so Berg. In Utrecht zum Beispiel werden am MARK – das ist der Wohn­turm bei Leid­sche Rijn, dessen Höhe die des Doms über­steigen wird –, und am Carte­sius-Dreieck Carsha­ring-Autos zur Verfü­gung stehen. Diese sollen mit lokal erzeugter Energie aufge­laden werden, Energie aber auch einspeisen können.

Ener­gie­spei­che­rung erhält Wert

Ein Effekt des neuen Systems ist, dass sich die Wertig­keit der Energie verschieben wird. „Energie wird billiger“, erklärt Berg das Zusam­men­spiel. Solar­mo­dule werden von Jahr zu Jahr effi­zi­enter. „Vor zwanzig Jahren stellte ich Solar­mo­dule auf das Dach, die ich vor drei Jahren ersetzte. Heute sammele ich sechsmal so viel Strom.“

Laut Berg wird auch die Spei­che­rung von Energie einen Wert erhalten. Denn so können Spitzen im Ener­gie­netz absor­biert werden. „Kohle‑, Atom- und Gasenergie werden alle verschwinden. Falls die Sonne mal nicht scheint und kein Wind weht, brau­chen wir also Spei­cher, um 24 Stunden am Tag Strom zu haben. Wenn Sie zur Spei­che­rung Ihre Auto­bat­terie zur Verfü­gung stellen, verdienen Sie mit einem statio­nären Auto Geld.“

In der Praxis wird dies wie eine Lade­sta­tion sein, an der Sie Energie für Ihr Auto zum Aufladen kaufen oder – um das Strom­netz zu versorgen – verkaufen können. Ein Problem, das laut Berg noch zu lösen ist, ist der Preis von Elek­tro­autos. „Elektro-Mobi­lität ist noch relativ kost­spielig, da die Autos immer noch ziem­lich teuer sind. In den nächsten Jahren werden die Auto­mo­bil­her­steller daran arbeiten, diesen Preis zu senken“, vermutet Berg.